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Wichtiges für ein gesuenderes Leben
« am: August 25, 2014, 12:56:02 Vormittag »
Welche Pillen schützen vor Krebs?

Vitaminpräparate haben keinen Vorteil für die Gesundheit, so der Mediziner David Agus. Eine Tablette Acetylsalicylsäure am Tag dagegen reduziere das Risiko für Krebs- und Herz-Kreislauferkrankungen.

Von Shari Langemak

David Agus hat sich viel vorgenommen. Nicht eine Krankheit, sondern gleich alle möchte der berühmte Krebsarzt aus den USA verhindern. Dafür brauche es keine neuen teuren Wundermittel. Kostengünstige und vor allem einfache Methoden könnten die Zahl von Herzinfarkt-, Diabetes- und natürlich Krebspatienten deutlich sinken lassen.

Wie das funktionieren soll, beschreibt er in seinem aktuellen Buch "Leben ohne Krankheit" ("The End of Illness"), das nun auch auf Deutsch erschienen ist. Das Werk hat den Krebsmediziner und Ingenieur von der University of Southern California zu einem der meistdiskutierten Sachbuchautoren weltweit gemacht. Und auch der Präventionsdebatte hierzulande dürfte es neuen Zündstoff verleihen.

Denn für die Entstehung von Krebserkrankungen werden gerne andere verantwortlich gemacht: die Gifte aus der Umwelt, die Strahlung von elektronischen Geräten und vor allem schlechte Erbanlagen – alles Dinge, gegen die man nichts ausrichten könne. "Es liegt in der Natur des Menschen, die Schuld von sich selbst zu weisen", sagt Agus. Der Mediziner widerspricht dieser Einstellung aber vehement.

Das eigene Verhalten ist entscheidend

Das eigene Verhalten sei es, was maßgeblich über Krankheit oder Gesundheit entscheiden könne. Einen beeindruckenden Effekt habe beispielsweise die Ernährung. Dass der Genuss von gesunden Fetten, viel Obst und Gemüse sowie Kaltwasserfischen Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen kann, ist zwar allgemein hin bekannt.
Dass die enthaltenen Vitamine und Spurenelemente allerdings nicht einfach durch eine Pille am Morgen ersetzt werden können, dürfte immer noch viele Menschen erstaunen. Eine Ananas enthält nämlich nicht nur die Vitamine A, B, C und E, sondern auch noch Hunderte andere aktive Inhaltsstoffe – und die finden sich eben nicht in einer Vitamintablette.

Solche Präparate sind in Agus' Augen deshalb herausgeschmissenes Geld. "Es gibt nur wenige bis gar keine Studiendaten, die belegen könnten, dass die Einnahme von Vitaminen und Antioxidantien auch nur irgendeinen Vorteil für die Gesundheit hätte. Oft zeigte sich sogar genau der gegenteilige Effekt: ein erhöhtes Krebsrisiko", sagt Agus.

Dabei wurden gerade Antioxidantien lange Zeit als Wundermittel gegen chronische Erkrankungen angepriesen. Sie sollten helfen, freie Radikale zu bändigen, die im Körper wüten und dem Erbgut und den Proteinen schaden. Weil aus solchen Schäden theoretisch auch eine Krebsmutation entstehen kann, hoffte man, durch die Eliminierung freier Radikaler Krebs vorbeugen zu können.

Vitamintabletten vollbringen keine Wunder


Doch die Hoffnungen wurden schnell enttäuscht. Die Wissenschaftler hatten bei ihren Überlegungen nämlich möglicherweise eines übersehen: "Freie Radikale haben auch eine positive Wirkung im Immunsystem. Das könnte ein Erklärung sein, warum in den Studien kein positiver Effekt der Antioxidantien gefunden werden konnte", erklärt Jutta Hübner von der Deutschen Krebsgesellschaft in Berlin.

Von Vitamintabletten und Antioxidantien darf man also keine Wunder erwarten. Agus preist stattdessen einen anderen Wirkstoff als Wundermittel gegen Krebs: niedrig dosierte Acetylsalicylsäure. Diese ursprünglich aus der Rinde von Weiden gewonnene Substanz wurde schon im antiken Griechenland als Schmerzmittel eingesetzt. Heute kennt man eher die Produktnamen jener Medikamente, in denen die Acetylsalicylsäure als Wirkstoff enthalten ist, ASS und Aspirin.

Er soll nicht nur das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sondern auch für Krebserkrankungen deutlich mindern. "Wer täglich eine Aspirin-Tablette nimmt, verstirbt zu 30 Prozent weniger wahrscheinlich an Krebs. Und auch das Risiko, an Krebs zu erkranken, kann um knapp 25 Prozent gesenkt werden. Das haben groß angelegte Studien zeigen können", sagt Agus.

Der Krebsmediziner empfiehlt deshalb jedem Menschen, zumindest über die Einnahme nachzudenken und sie mit dem Hausarzt zu diskutieren. Ähnliche Wunder verspricht Agus von der Einnahme von Statinen, auch wenn die Datenlage hier noch etwas dünner als beim ASS ist. Statine sind eigentlich aus der Behandlung schlechter Blutfettwerte bekannt. Sie senken einen überhöhten Cholesterinspiegel und sollen so Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Risikopatienten vorbeugen – werden also als sogenannte Sekundärprophylaxe eingesetzt.

Blutfettsenker auch für Gesunde gut?

Agus glaubt allerdings, dass diese Blutfettsenker auch als Primärprophylaxe bei völlig gesunden Personen wirksam sein könnten. "Es gibt überzeugende Studiendaten, die zeigen, dass Statine nicht nur das Herzinfarktrisiko, sondern auch das Risiko für andere Erkrankungen senken können. Das sollte weiter überprüft werden", meint Agus.

Doch warum sollen gerade Statine und Aspirin so wirksam gegen chronische Erkrankungen sein? Tatsächlich kennen Mediziner einen gemeinsamen Mechanismus dieser Mittel, der bei einem breiten Spektrum von Krankheiten hilfreich sein könnte. Sowohl Statine als auch Aspirin dämmen Entzündungsmechanismen – und genau diese sollen für die meisten chronischen Erkrankungen mit verantwortlich sein.

Entzündungen schädigen das Erbgut und können zu Krebsmutationen führen. Sie tragen entscheidend zur Plaquebildung an Gefäßwänden bei und können so zu einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall führen. Und sie sind natürlich an Autoimmunkrankheiten wie beispielsweise Rheuma maßgeblich beteiligt. Hemmt man also die Entzündung, könnte man gleich eine Vielzahl von Erkrankungen beeinflussen.

Wieso ist man also nicht schon früher auf die Idee gekommen? Tatsächlich seien Mediziner schon sehr viel früher auf diesen Wirkmechanismus aufmerksam geworden, wie Thomas Eschenhagen, Sprecher des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung, erklärt.

Bisher wird von ASS noch abgeraten

"Der Ansatz wird schon seit Jahrzehnten überprüft. Obwohl die Studien tatsächlich einen positiven Effekt für die Einnahme von ASS oder Statinen auf die Herzinfarktrate zeigen, raten Experten bisher dennoch von einem flächendeckenden Einsatz ab." Die möglichen Nebenwirkungen würden die Einnahme nur bei einem hohen Risiko rechtfertigen. "Und das kann jeder für sich einfach selbst bestimmen, etwa über den Framingham Score", sagt Eschenhagen.

Dieser Score ist eine besonders häufig genutzte Risikobewertung in der Medizin. Er basiert auf den Ergebnissen einer groß angelegten Langzeitstudie im US-amerikanischen Framingham, bei der Wissenschaftler den Effekt bekannter Risikofaktoren auf das Herz-Kreislauf-System untersuchten. Beispielsweise anhand der Cholesterin- und Blutdruckwerte, des Körpergewichts und des Rauchverhaltens lässt sich so die individuelle Herzinfarktgefahr bestimmen – und damit auch die Notwendigkeit einer Behandlung mit Aspirin und Statinen.

Denn natürlich haben auch diese Medikamente Nebenwirkungen – etwa Muskelschmerzen bei Statinen und Magenblutungen bei ASS. Doch wie sieht es bei jungen Menschen mit einem gesunden Herz-Kreislauf-System und geringem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs aus? "Deutsche Experten konnten sich bisher noch nicht zu einer generellen Empfehlung von Acetylsalicylsäure durchringen. Es ist noch nicht bewiesen, dass ein gesunder Lebensstil nicht auch dieselben – oder sogar bessere – Effekte wie der Wirkstoff in niedriger Dosis erzielen kann", sagt Hübner.

Und auch Eschenhagen sagt: "Das Einzige, was definitiv jedem hilft, ist ein gesunder Lebensstil." Die Empfehlungen von Hübner und Agus gehen hier allerdings weniger drastisch auseinander, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Denn auch wenn sich der berühmte US-Mediziner zumindest eine Erwägung von Aspirin wünscht, liegt sein Hauptaugenmerk immer noch auf der Verbesserung des Lebensstils.

Gesunde Ernährung und Bewegung am sinnvollsten

Nicht nur eine gesündere Ernährung fordert Agus – sondern auch mehr Bewegung. "Unser Körper muss sich bewegen, um zu funktionieren. Das stundenlange Sitzen am Arbeitsplatz ist deshalb mindestens so schädlich wie das Rauchen", warnt Agus. Da würde auch die eine Runde Joggen am Wochenende wenig nützen. Stattdessen fordert der Krebsmediziner zur tagtäglichen Ertüchtigung auf, die möglichst in den Alltag integriert ist.

Die Treppen statt den Fahlstuhl nehmen, den Weg zu Arbeit laufen und vor allem öfter mal vom Bürostuhl aufstehen – all das würde viel mehr helfen, als einmal zu joggen. Dass genau solche Maßnahmen aber nur ungern von der Bevölkerung angenommen werden, ist auch Agus bewusst. Von seiner Mission hält ihn das trotzdem nicht ab.

Er glaubt, dass bessere Gesundheitsbildung und technologische Fortschritte schon bald dazu führen werden, dass zunehmend mehr Menschen gesünder leben – und zwar von Anfang an. "Die Medizin wird wesentlich individueller werden. In Zukunft wird nicht nur jeder Patient seine persönlichen Krankheitsrisiken kennen, sondern ebenso erfahren, wie er diesen spezifisch vorbeugen kann", sagt Agus. Der Krebsmediziner hat den tödlichen Krankheiten den Kampf angesagt. Bleibt zu hoffen, dass bald auch die breite Masse der Bevölkerung es ihm gleichtut.

Quelle:
http://tinyurl.com/bq2ob85